Wenn Kinder mit den Zähnen knirschen, bekommen Eltern Gänsehaut. Welch ein Geräusch! Die Gründe dafür sind ganz unterschiedlich. Kleinkinder knirschen manchmal, um ihr neues Gebiss zu erforschen. Bei älteren Kindern ist Stress die häufigste Ursache.
Einige Kinder halten ihre Eltern sogar nachts wach, weil ihre Kiefer hörbar arbeiten und dabei ungeahnte Kräfte freisetzen. Das Zähneknirschen (die Zahnmedizin nennt es Bruxismus) nehmen die Kinder häufig gar nicht wahr. Es ist eine sogenannte Parafunktion, also unbewusst und ohne Nutzen. Das gilt auch für das unbewusste Pressen der Zähne, der Lippen und der Zunge.
Ab einem Alter von 3 Jahren sollten Eltern das Zähneknirschen gut beobachten. Vor allem, wenn die Milchzähne bereits durch bleibende Zähne ersetzt wurden, ist Aufmerksamkeit geboten. Denn knirschende Zähne können zu Schäden führen, die sich noch lange bemerkbar machen:
- Der schützende Zahnschmelz geht verloren.
- Zähne lockern sich.
- Die Zähne werden kälte- und hitzeempfindlich und reagieren auf Süßes oder Saures.
Manche Kinder essen wenig, andere lassen es sich ausgiebig schmecken. Alles in allem kaut jedoch kaum ein Kind länger als 30 Minuten pro Tag. Das Zähneknirschen kann viel länger dauern. Nachts sind 45 Minuten am Stück nicht ungewöhnlich. Wer als Kind mit den Zähnen knirscht, wird dies mit hoher Wahrscheinlichkeit auch als Erwachsener tun.
Da Ober- und Unterkiefer durch Nerven und Muskeln mit Nacken, Rücken und Ohren verbunden sind, wirken die Kräfte sich in den unterschiedlichsten Körperregionen aus. Es kann zur Craniomandibulärer Dysfunktion (CMD) kommen. CMD-Patient:innen klagen nicht nur über Kieferschmerzen, sondern haben oft Verspannungen, Kopfschmerzen, Schluckbeschwerden, Schwindel, Schlafstörungen und sogar Depressionen. Oft werden die Symptome erst sehr spät auf das Zähneknirschen zurückgeführt.
Hättet ihr das gewusst?
Der Kiefer ist das stärkste Gelenk des Menschen. Denn für das Abbeißen oder Kauen von Nahrung ist viel Kraft nötig. Während wir kauen, dosieren wir die Kräfte selbst. Bei Erwachsenen liegen sie während des Kauens zwischen 15 und 40 Kilogramm pro Zahn – je nach Position im Gebiss. Beim Zähneknirschen sind es sogar 100 Kilogramm – pro Zahn!
Zahnschienen schützen
Sprüche wie „Jetzt beiß‘ mal die Zähne zusammen “ oder „Dem zeig‘ ich jetzt die Zähne“ belegen, dass sich Anspannung und Stress auf unser Gebiss auswirken. Auch das Zähneknirschen ist häufig Ausdruck eines erhöhten Aktivitätslevels des Kindes.
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Zahnschienen
Atemübungen, Lob und Zuwendung können Kindern helfen, Stress abzubauen. Hilft das nicht weiter, können Kinderzahnärzt:innen Zahnschienen verordnen. Sie sind aus durchsichtigem Kunststoff und schützen die Zähne vor dem Abrieb. Zahnschienen sollten immer dann eingesetzt werden, wenn das Kind viel knirscht. Das kann nachts sein, aber zum Beispiel auch während der Hausaufgaben.
Allerdings akzeptieren vor allem jüngere Kinder die fremde Schiene in ihrem Mund nicht immer. Zudem wächst die Schiene nicht mit. Das Gebiss verändert sich aber mit jedem Wackelzahn, der ausfällt. Deshalb bieten die Schienen sich vor allem für Kinder und Jugendliche an, die den Zahnwechsel bereits abgeschlossen haben. Manchmal ist das Zähneknirschen auf eine Zahnfehlstellung zurückzuführen. Dann hilft die Kieferorthopädie.
Weitere Informationen zum Thema gibt es in unserem Experteninterview mit Prof. Dr. Christian Hirsch, M. Sc, Zahnarzt und Direktor der Poliklinik für Kinderzahnheilkunde und Primärprophylaxe am Universitätsklinikum Leipzig.