Blinkende Lichterketten im Dauerbetrieb, Weihnachtsgans aus Ungarn, Gebirge aus Geschenkverpackungen: Alle Jahre wieder packt uns die Kauflust in der Vorweihnachtszeit. Wenn es aus den Schaufenstern wieder verführerisch glitzert, kann kaum jemand widerstehen. In welchen Farben soll die Deko dieses Jahr funkeln, welcher LED-Stern fehlt noch in der Sammlung und gibt es den tanzenden Weihnachtsmann dieses Jahr auch mit Beamer? So, wie im Alltag gerade in vielen Familien ein Umdenken hin zu einem nachhaltigeren Leben stattfindet, sollte auch an Weihnachten nochmal nachgedacht werden, ob der ganze Kunststoffkram wirklich jedes Jahr neu und besser und größer und bunter sein muss. An Weihnachten strapazieren wir unsere Umwelt überdurchschnittlich. Dabei ist es gar nicht so schwer, sich in der schönsten Zeit des Jahres klimafreundlich zu verhalten, ohne auf Freude zu verzichten.
Klimafreundlich schenken
Damit Weihnachten nicht zum Klimakiller wird, sollte man sich schon bei der Geschenkewahl besinnen und aus dem Kauf- und Wegwerfkreislauf ausbrechen. Als Faustregel gilt: Je nützlicher, langlebiger und energiesparender ein Geschenk sowohl in Produktion als auch Nutzung ist, desto besser ist es für die Umwelt. Selbst gefertigte Geschenke sind ein Zeichen für einen respektvollen Umgang mit Ressourcen und Materialien. Beim Basteln, Bauen, Schneidern und Schrauben entstehen individuelle Upcycling-Designerstücke und Gutscheine für einen Siebdruck-Workshop oder Nähmaschinenkurs sind in jedem Fall klimafreundlicher als neue Klamotten oder Smartphones.
Ganz besondere Gutscheine bietet zum Beispiel die Klima-Kollekte an: Auf der Internetseite kann man die Emissionen seiner Urlaubsreise oder den Jahresverbrauch des Autos kompensieren und in einen Geschenkgutschein umwandeln. Dabei bezahlt man einen bestimmten Betrag, der zum Beispiel in Solar- oder Biogasprojekte in Indien investiert wird, um dort Treibhausgase einzusparen. Die so geförderten Klimaschutzprojekte verbessern zudem die nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität der Bevölkerung vor Ort.
Shopping: Online oder vor Ort?
Wer seine Einkaufstouren mit dem Auto erledigt, verhält sich nicht klimaneutral, das kann sich jeder denken. Produkte im Internet zu bestellen, kann sogar weniger CO₂-Äquivalente verursachen als ein Einkauf in der Stadt. Traurig, aber rein rechnerisch wäre eine Welt mit Innenstädten ohne Geschäfte klimafreundlicher. Das Umweltbundesamt hat ausgerechnet, dass die Klimabilanz vom Onlineshopping mit 250 bis 1580 Gramm CO₂-Äquivalente unter der vom Shopping im Geschäft liegt, das mit 330 bis 5530 Gramm CO₂-Äquivalente zu Buche schlagen kann. Dabei wird jeder Schritt der Lieferkette einzeln berechnet, sodass im Onlinehandel der Lieferweg mit Abstand den größten Anteil ausmacht.
Es hängt also sehr davon ab, wie weit die Ware anreist, ob sie noch zwischengelagert und ob sie wieder zurückgeschickt wird. Beim Einzelhandel im Geschäft beeinflussen zwei Faktoren die Klimabilanz maßgeblich: der Energieverbrauch des Geschäfts und der Anfahrtsweg der Kunden, wobei Elektronikgeschäfte beispielsweise einen höheren Energieverbrauch haben als Optiker. Fazit: Kaufhäuser und Geschäfte verbrauchen Unmengen an Energie, die beim Onlinehandel wegfallen, der wiederum viel mehr Verpackungsmüll produziert. Wer auf Nummer sicher gehen will, geht zu Fuß, fährt mit dem Fahrrad und stärkt damit lokale Händler - oder schickt beim Onlineshopping möglichst nichts zurück.
Ökologische Festtagstafel
Nicht nur die Produktion von Fleisch in der industriellen Tierhaltung gehört zu den Hauptverursachern der globalen Erwärmung. Es gibt noch mehr Lebensmittel, die besonders schlecht für das Klima sind, und die gerade zu Weihnachten gerne gegessen werden, wie zum Beispiel Butter, Sahne und Käse – je höher der Fettanteil, desto schädlicher. Zur Herstellung von 1 Kilo Butter werden 18 Liter Milch benötigt, wofür wiederum viele Kühe gehalten werden müssen. Eine Milchkuh produziert täglich mehrere hundert Liter Methangas.
Wer seinen Fleischkonsum im Alltag schon reduziert hat, freut sich vielleicht gerade an Weihnachten auf seinen Festtagsbraten. Sich und der Umwelt zuliebe sollte er dann aber möglichst beim Ökoschlachter aus der Region gekauft werden. Hier entfällt immerhin der umweltschädliche Transport und man kann sicher sein, dass die Gans nicht gestopft, das Rind nicht gequält und das Schwein nicht mit Antibiotika gefüttert wurde. Und Geflügel ist in jedem Fall klimafreundlicher, denn die Produktion von Rindfleisch verursacht viermal so viel CO₂-Emissionen wie Hühner-, Gänse- oder Schweinefleisch, weil von Schweinen, Hühnern und Gänsen kein Methangas ausgestoßen wird, das für unser Klima etwa 25-mal schädlicher ist als CO₂.
Und Weihnachten ohne Schokolade kann man sich ja kaum vorstellen. Beim Genuss sollte man aber bedenken, dass Kakao Platz zwei auf der Liste der Lebensmittel mit dem höchsten Wasserverbrauch belegt, dass helle Schokolade einen hohen Anteil Milch hat und zu allem Überfluss für die Herstellung oft Palmöl verwendet wird, für dessen Anbau in großem Umfang Regenwälder gerodet werden. Wer auf Schokolade verzichtet oder den Konsum zumindest reduziert, tut also nicht nur der eigenen Gesundheit etwas Gutes.
Auch wer in der Weihnachtsbäckerei ökologisch produzierte Zutaten aus der Region nutzt, Margarine statt Butter verwendet und zudem möglichst viele Plätzchen gleichzeitig im Ofen backt, spart CO₂ und Energie.
Mit Selbstgemachtem dekorieren
Jetzt aber bitte nicht die jahrelang mühsam und teuer gesammelten Weihnachtsdekorationen wegwerfen! Je länger Plastik und Kunststoff im Gebrauch sind, desto weniger schädlich für die Umwelt. Aber das Geld für immer neue Plastikdekorationen aus Taiwan & Co. kann man sich getrost sparen. Auch auf die Gefahr hin, dass es etwas weniger glitzert und funkelt, sind Sterne, Girlanden und Engelchen aus Naturmaterialien nicht nur schön, sie können auch mit den Kindern zusammen selbst gebastelt werden.
Nachhaltig verpacken
Meist dauert es nur ein paar Sekunden, bis die lang ersehnten Geschenke ausgepackt sind: Es knistert und raschelt und schwupps landet das Geschenkpapier im Müll. Nicht besonders nachhaltig, aber Weihnachten unverpackt geht ja auch nicht. Als umweltfreundliche Alternative bietet sich Recycling an: In Stoffreste, ausgemusterte Kissenbezüge, alte T-Shirts, ausgelesene Zeitungen, Stadtpläne oder Kalenderblätter lässt sich mit wenigen Handgriffen allerlei einwickeln. Bunte Knöpfe, Perlen, Tannenzweige und vieles mehr bringen den festlichen Glanz aufs Geschenk.
Mehr weihnachtliche Inspirationen für ein klimaschonendes Fest gibt es in unserem Artikel "Nachhaltig dekorieren".