Mit „Mama lauter!“ fördert der Kulturwissenschaftler und Medienpädagoge Thomas Hartmann gute Musikangebote für Kinder. In seinem gleichnamigen Buch (erschienen ConBrio-Verlag) unternimmt er einen kritischen Streifzug durch die seiner Meinung nach „unterschätzte Gattung“ Kindermusik, auf seiner Website rezensiert er aktuelle Musikproduktionen für Kinder und stellt zahlreiche Künstler:innen vor. Jeden Monat gibt er auch bei uns eine neue Empfehlung aus der Welt der Kindermusik.
Boom Schakkalakka – Tipp im Oktober
Endlich legt das rappende Nashorn DIKKA sein zweites Kindermusik-Album vor, auf dem es seine jungen Hörer:innen nach allen Regeln des Musikmarktes umgarnt. Der Herausforderung, gute Kinderlieder zu schreiben, begegnet der hinter der grauen Maskerade steckende Songwriter Sera Finale mit der gebotenen Sorgfalt und Professionalität. Viele kreative Wortspiele greifen kindliche Perspektiven klug auf, Bezüge zur Hip-Hop-Kultur der 90er-Jahre machen dabei vor allem den Eltern Freude. Auch dank vieler prominenter Gäste ist „Boom Schakkalakka“ von einer derart positiven, lebensbejahenden und stärkenden Tonalität durchzogen, dass es schlichtweg Freude bereitet. Unbedingt mal reinhören!
Muckemacher – Tipp im September
Pünktlich zum Schulstart haben die Muckemacher mit „Ring The School Bell“ einen neuen Song veröffentlicht, der exemplarisch in ihren Global-Sound einführt. Das Berliner Kindermusik-Duo vereint Balkanbeats, Calypso, Rocksteady, Hip-Hop, Cumbia, Dub, Gypsy und Swing, garniert mit einer absolut charakterstarken Stimme. Aus gutem Grund schreiben sich die Muckemacher den Anspruch „Musik für alle“ auf die Fahnen. Und tatsächlich: Professioneller, stilechter und mitreißender kann Musik für Kinder kaum klingen – wenn dabei nicht auch Mama oder Papa ins Schwärmen geraten, dann ist ihnen nicht mehr zu helfen. Auf ihrem jüngsten Album „Biri Bababai“ (2019) präsentieren Verena Roth und Florian Erlbeck die ganze Bandbreite ihres Könnens.
Sandkastenrocker – Tipp im Juli/August
Mit einer Mixtur aus Punk, Rock, Crossover, Reggae und Country haben sich Randale einen Namen gemacht. Ihre Songs haben so gar nichts mit den Klischees und Vorurteilen zu tun, die sich noch immer sehr hartnäckig über die Gattung Kindermusik halten – ganz im Gegenteil. Selbst von Kolleg:innen aus der Szene wird die Band für ihr klares stilistisches Bekenntnis zum Teil kritisch beäugt. Wie weit darf Kindermusik gehen? Wo hört künstlerische Freiheit auf und wo fängt pädagogische Verantwortung an? Randale lieben es, auf diesem schmalen Grat zu wandeln. Seit 18 Jahren beweist die Bielefelder Band kreatives Potenzial, künstlerische Eigenständigkeit und krisensicheres Stehvermögen – und all diese Tugenden prägen auch ihr neues Album „Sandkastenrocker“.
Irgendwie anders – Tipp im Juni
„Wie muss Musik klingen, die ich mit meiner Tochter gemeinsam hören möchte, mit der sie Spaß hat, emotional wachsen kann und die unser Familienleben bereichert?“ Diese Frage stand für Jan Sedgwick am Anfang seines Schaffens als Kindermusiker. Die darin enthaltene Zielformulierung ist alles andere als trivial, denn sowohl zwischen den Erwartungshaltungen von Eltern und Kindern als auch zwischen Spaß und emotionaler Tiefe tun sich bisweilen schwer zu überwindende Gräben auf. Auf seinem Album „Irgendwie anders“ präsentiert sich Jan alias Herr Jan aber als begabter Brückenbauer. Mit beschwingter Leichtigkeit führt er Kinder an neue musikalische Genres heran und bündelt dabei die Perspektiven verschiedener Generationen. Zugleich verbindet er die Professionalität eines gestandenen Musikers mit kindlicher Verspieltheit. Ein Album, das definitiv auch verwöhnten Ohren schmeichelt!
Medienpädagoge und Kulturwissenschaftler Thomas Hartmann empfiehlt auf seinem Online-Portal „Mama lauter!“ regelmäßig gute Kindermusik.