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Privatschule Gruppe mit Lehrer
Was kennzeichnet eine gute Schule? Für manche Eltern erfüllt die nächstgelegene staatliche Schule alle Ansprüche – die Frage der Schulwahl ist dann schnell geklärt. Andere wünschen sich eine Schule mit einer besonderen Ausrichtung oder einem speziellen Angebot. Hier können Privatschulen die Lösung sein. Fragen und Antworten rund ums Thema. Die Zitate stammen von Golrokh, deren Tochter Mina (11 Jahre) eine private Waldorfschule besucht.
Was ist eine Privatschule?
Privatschulen werden von einem freien, nicht staatlichen Träger betrieben. Das können kirchliche Organisationen sein, Sozialwerke, Vereine oder Privatpersonen. Privatschulen gibt es sowohl im allgemeinbildenden, als auch im beruflichen Bereich. Die meisten Privatschulen im allgemeinbildenden Bereich haben ein spezielles pädagogisches Konzept, darunter fallen zum Beispiel Montessori-Schulen oder reformpädagogische Schulen. Daneben gibt es Schulen mit einer christlichen oder fremdsprachlichen Ausrichtung, internationale oder ausländische Schulen oder Schulen, die zum Beispiel auf Hochbegabung, Autismus oder ADHS spezialisiert sind.
Waldorfschulen sind oft kleiner als städtische Schulen. Dadurch kennen sich die meisten Kinder klassenübergreifend. Die Schulgemeinschaft ist schön.
Warum sind Privatschulen wichtig?
„Das Recht zur Errichtung von privaten Schulen wird gewährleistet“, heißt ist im Grundgesetz, Artikel 7. Dieses Gesetz stellt sicher, dass der Staat kein Monopol über Bildung hat und dass Schüler:innen die freie Wahl haben. Privatschulen bereichern durch ihre speziellen Angebote somit die Bildungslandschaft und bilden unsere pluralistische Gesellschaft ab.
Bieten Privatschulen die gängigen Abschlüsse an?
Grundsätzlich unterscheidet man bei den Privatschulen zwischen Ersatzschulen und Ergänzungsschulen. Allgemeinbildende Ersatzschulen erfüllen die Schulpflicht und bieten staatlich anerkannte Abschlüsse an – zum Beispiel Abitur oder den mittleren Schulabschluss. Da sie die staatliche Schule ersetzen, werden sie vom Land bezuschusst.
Ergänzungsschulen bieten keine staatlich anerkannten Abschlüsse an, können aber mittels einer staatlichen Anerkennung auf diese Abschlüsse vorbereiten. Die Abiturprüfungen oder die Prüfungen für den mittleren Schulabschluss finden dann extern statt. Da diese Privatschulen die staatliche Schule nicht vollständig ersetzen, haben sie keinen Anspruch auf einen Zuschuss. Sie sind private Unternehmen, die das wirtschaftliche Risiko alleine tragen. Um sich zu finanzieren, müssen sie Schulgeld erheben.
Bis zur achten Klasse gibt es keine Noten. Die Eltern bekommen eine schriftliche Beurteilung. Ich finde es toll, was die Lehrer:innen sich da für eine Mühe machen. Mina hatte ein zehnseitiges Zeugnis – nur für Eltern – sie selbst darf das nicht lesen, weil die Kinder nicht bewertet werden sollen.
Ergänzungsschulen finden sich vor allem im beruflichen Bereich und umfassen zum Beispiel Dolmetscherschulen oder Schauspielschulen. Daneben gibt es auch internationale oder ausländische Ergänzungsschulen, die Abschlüsse anderer Staaten oder international anerkannte Abschlüsse vergeben.
Sind Privatschulen nur etwas für reiche Familien?
Ob Eltern sich eine Privatschule für ihr Kind leisten können, hängt von der Form der Schule ab. Keinesfalls sollten sie von vornherein eine Privatschule aus finanziellen Gründen ausschließen. Denn dass Privatschulen nur etwas für reiche Familien sind, trifft zum Beispiel auf Ersatzschulen nicht zu. Sie werden öffentlich gefördert – die Höhe des Zuschusses ist in den Bundesländern unterschiedlich geregelt. In Hessen decken Ersatzschulen 85 Prozent ihrer Kosten mit staatlichen Mitteln. Den Rest finanzieren sie zum Beispiel über Stiftungen, Stipendien, Spenden oder Schulgeld.
Ich habe das Gefühl, dass an unserer Schule das Kind im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht und nicht der Lehrplan. Natürlich halten sich die Lehrer:innen an den allgemeingültigen Lehrplan - er wird jedoch individuell angepasst. Denn nicht jedes Kind ist gleich - genauso wenig, wie jeder Klassenjahrgang gleich ist.
In Rheinland-Pfalz erhalten anerkannte Ersatzschulen staatliche Hilfe, wenn sie auf Schulgeld verzichten. In vielen Fällen ist ein gemeinnütziger Förderverein die Lösung. Die Schulen informieren die Eltern im Vorfeld darüber, dass die Existenz eines Fördervereins notwendig ist, um die restlichen Kosten zu decken. Die Höhe des Beitrags richtet sich nach dem Einkommen der Eltern und ein Beitritt in den Förderverein darf keine Voraussetzung für die Aufnahme eines Kindes sein.
Tipps:
- Schulgeld oder Beiträge für den Förderverein können Eltern steuerlich absetzen!
- Einige Schulen bieten Ermäßigungen für Geschwister an!
Zahlen und Fakten
- 7,7 Prozent der Schüler:innen besuchen in Hessen eine Privatschule, in Rheinland-Pfalz sind es 7,9 Prozent
- In Hessen befinden sich 12,3 Prozent der Schulen in privater Trägerschaft, in Rheinland-Pfalz 8,9 Prozent
Schon gewusst?
- In den Niederlanden werden Privatschulen zu 100 Prozent vom Staat gefördert
- 80 Prozent der niederländischen Schulen befinden sich in privater Trägerschaft
Privatschule finden
Der Verband Deutscher Privatschulverbände bietet unter www.privatschulen.de einen Schulfinder an.