Aufbruch mit Koffer-Tetris nach Berwang
Zum Glück ist Dame des Hauses passionierte Gepäck-Tetrisspielerin, so dass unser Opel Astra Kombi in kürzester Zeit nicht nur perfekt gepackt war, sondern alles auch an der richtigen Stelle liegt. Das betrifft besonders die Kurzaufenthalt-Köfferchen, die leicht erreichbar an richtiger Stelle stecken mussten. Denn diese wurden als erstes benötigt, bei unserer Sommer-Familienreise ins sonnige Südtirol, die in drei Etappen stattfinden sollte. Anders als unsere Eltern, die uns noch mitten in der Nacht geweckt hatten, um dann möglichst früh in den Urlaubsort in den Süden zu kommen, waren wir recht spät dran, als wir bei Füssen die Grenze zu Österreich passierten, und freuten uns schon auf das Abendessen. Das es dann auch bald gab – nachdem wir uns in einer etwas älteren Pension unserer Kindertage in Berwang einquartierten. Das ist ein typischer Wintersport-Ort, der im Sommer zwar auch seine Gäste hat, aber durch seine wuchtigen Bauten im alpinen Stil schon etwas von seiner Ursprünglichkeit verloren hat. Unter zahllosen Holländern saßen wir wenig später bei einem prima Schnitzel und anschließenden Apfelstrudel im Restaurant Mirabell, bevor wir am Ende des Tages auf der klassischen Veranda unserer Pension das Alpenpanorama bei einem Glas Wein genießen konnten.
Am nächsten Tag wurden die Kurzzeit-Köfferchen wieder verstaut und ab ging es durch die Alpen, bis wir über den Reschenpass Südtirol begrüßen konnten und durch den blühenden Vinschgau gondelten - eine herrliche Fahrt. Gut, idealer wäre ein Cabrio-Oldie gewesen, mit dem auch Grace Kelly und Cary Grant unterwegs waren – aber das kommt später, dann mal ohne Kind.
© Frauke Nussbeutel
Südtirol mit Kind
Entlang des Küchelbergs oberhalb Meran
In Meran hatten wir uns in dem altehrwürdigen Grandhotel Bellevue zwei Nächte eingemietet. Keine schlechte Wahl, hier hätten die Stars der 1950er Jahre wunderbar reingepasst. Das interessierte unseren Junior aber weniger, viel interessanter waren für ihn der Straßen- oder Wochenmarkt und die vielen kleinen Geschäfte in den südländischen Arkaden der Innenstadt. Am nächsten Tag stand ein kurzer Ausflug zum Tappeiner Weg an, eigentlich ein Promenadenweg von knapp 8 Kilometer entlang des Küchelbergs oberhalb der Stadt Meran, der durch seine artenreiche Bepflanzung mit Bäumen und Sträuchern überwiegend aus mediterraner Vegetation beeindruckt und einen herrlichen Blick auf die Stadt Meran und das Etschtal bietet. Los geht’s im Dorf Tirol – ja und am Ende gibt’s auch eine Eisdiele. Dass man sich in Meran keine Gedanken machen muss, wo man mit Kindern gut essen kann, liegt am riesigen Angebot der Stadt – so gesehen war der Aufenthalt leider viel zu kurz.
Weiter südlich im wuseligen Bozen ein ähnliches Bild, wobei die Arkadenläden in der Innenstadt hier noch beeindruckender sind. Dafür blieb aber nur wenig Zeit, denn wir hatten Emil so zum Thema „Ötzi“ angefixt, dass ein Besuch im dort liegen „Ötzimuseum“ Pflichtprogramm wurde. Ötzi, der Mann aus dem Eis, gehört zu den ältesten Mumien weltweit. Über sein Leben und seine Welt zeigt eine großangelegte Ausstellung im Südtiroler Archäologiemuseum alles. „Cool“ ist vor allem die „Ötzi-App“, die im Museum noch einige „Features“ mehr brachte. Unbedingt machen – und auch genügend Zeit einplanen.
© Frauke Nussbeutel
Regenbogen, Südtirol, Urlaub in den Bergen
Dolomit-Zinken, Schökelscher und Heidi-Kulissen
Nach zwei weiteren Stunden Autofahrt nach Nordosten und einigen sehr steilen Serpentinen Straßen hatten wir unseren finalen Urlaubsort „Ellen“ bei St. Lorentzen im Passeiertal erreicht – in knapp 1.400 m Höhe. Achja – hier ist Südtirol doch am Schönsten – ein kleines Bergdorf umringt von hohe Bergen und tief eingeschnittenen grünen Tälern. Ein klassischer Bergwanderurlaub mit quengelnden Kinder, also? Nö, gar nicht. Dafür sorgen schon liebevoll die Betreiberfamilie des Berggasthofes Häusler – und das nicht nur kulinarisch. Einige unserer Bergwanderungen waren eher Entdeckerreisen durchs Dickicht der Bergwelt – trotz guter Wegmarkierungen hatten wir uns immer mal wieder etwas verfranst. Glücklicherweise sind hier oben viele Berghütten bewirtschaftet. Eine Besonderheit ist eine alte offengelassene Alm, die nach rund 40 Minuten Fußweg erreicht werden kann. Vom Ambiente und Aussicht erinnert sie an alte Heidi-Filme, nur dass Großvater und Geißenpeter eben nicht um die Ecke kommen. Dafür findet sich in der Hütte aber nicht nur eine voll ausgestattete Einrichtung mit Bett und kleiner Küche, sondern auch ein Kühlschrank mit frischen Getränken und kleinen Snacks. Eine Art Sparschwein und eine Preisliste verpflichtet zum ehrlichen Zahlen. Da legen wir doch gerne ein paar Euro drauf, immerhin konnten wir hier richtig gut „abchillen“. Wir hatten mit unserer Zimmerbuchung auch den „Holiday-Pass“ erhalten, der in Südtirol doch einige nennenswerte Vorteile für die Touristen bringt. So sind damit die meisten öffentlichen Verkehrsmittel gratis. Das betrifft dann nicht nur den Minibus von unserem Bergdorf nach St. Lorentzen, sondern z.B. auch die Pustertal-Bahn, mit der wir unsere Reise zu den Dolomiten und den Drei Zinnen angetreten sind. Apropos Drei Zinnen – ja, wir haben sie umrundet und es ist auch wirklich empfehlenswert, wenn das Wetter mitspielt und die Kinder nicht allzu klein sind. Mit dem eigenen Auto anreisen ist in der Haupturlaubszeit allerdings nicht ratsam. Ein ellenlanger Stau lässt den Ausflug schnell zum Fiasko werden. Was waren wir froh, dass wir die letzten Kilometer mit dem öffentlichen Bus gefahren sind. Der durfte immer durch. Am oberen Parkplatz angekommen haben uns die Menschenmassen in Sandalen und „Schökelscher“ irritiert, um dann aber festzustellen, dass diese Besucher sich fast ausschließlich auf den 600 Metern vom Parkplatz bis zu ersten Alm hin und zurück bewegten. Danach war das Wandereraufkommen überschaubar.
Neben den gewaltigen Dolomit-Zinken hatte aber auch der einfache Bergsee Issinger Weiher bei Kienz eine hohe Bedeutung. Nicht weit von unserem Berghof entfernt, ist es bei gutem Wetter der Ort, wo sich die Einheimischen abkühlen, klein aber fein und sehr entspannt.
Eine Riesenportion Kultur gibt es schließlich in Bruneck, der nächst größeren Stadt von Ellen aus. Wir kamen da rechtzeitig zum Stadtfest mit viel Musik, bunten Trachten und sonstigen Leckereien vom Markt. Aber auch das geheimnisvolle Schloss in der Stadtmitte ist unbedingt einen Besuch wert: Hier hat Reinhold Messner eine eindrucksvolle Dauerausstellung zum Thema Bergvölker aus aller Welt eingerichtet.
Eine Nummer größer ist ein zweites Messner-Museum auf dem Coronaplatz in 2.300 m Höhe: Hier wird Alpingeschichte erzählt sowie der einmalige Blick auf die großen Wände der Dolomiten und Alpen in die Ausstellung miteinbezogen. Sehenswert.
Hach, Südtirol ...