Die Corona-Pandemie hat das Maß an Bewegung, Freiheit und Kontakt mit Gleichaltrigen auf ein Minimum reduziert. Abstand und Zurückhaltung waren die Gebote der Stunde, die heimischen vier Wände zu oft die Grenzen des eigenen Bewegungsraumes. Eine Sportreise mit der Familie ist Kontrastprogramm und aktive Erholung zugleich.
Erinnert ihr euch noch an eure Reisen in der Kindheit? Mir sind vor allem die Sommerferien mit den Eltern im Osttiroler Virgental in Erinnerung geblieben: Das Schwimmen im eiskalten Bergsee, das stundenlange Herumtoben mit den Kindern der Hüttenwirte und die erste Gipfeltour auf den Großvenediger in einer Seilschaft mit meinem Vater und einem heimischen Bergführer. Eine sportliche Herausforderung und ein eindrückliches Erlebnis, an das ich mich auch 20 Jahre später gerne zurückerinnere.
Nach dem Ende des Schuljahres waren diese paar Wochen für mich immer das lang herbeigesehnte Highlight des Jahres. Wenn meine Geschwister und ich allabendlich voller Eindrücke und mit schweren Beinen ins Bett fielen, konnten auch meine Eltern einen Moment der Ruhe und Erholung genießen. Das tägliche Sport- und Aktivprogramm war ein Garant dafür, dass die Tour mit den Kindern nicht zur Tortur wurde.
Entspannung für die Eltern
Fragt man Eltern nach dem Hauptmotiv ihrer Reise ist es in erster Linie Entspannung. Mit den Vorstellungen der Kinder hat das nur selten etwas gemein. Für die Mehrheit sind Action und Abenteuer ein Muss. Angesichts dieser Meinungsverschiedenheiten verwundert es nicht, dass es nur einem Bruchteil der Eltern wirklich gelingt, sich im Urlaub zu erholen.
Sport- und Aktivreisen können diesen Widerspruch auflösen – eine an den Bedürfnissen des Nachwuchses ausgerichtete Planung und Gestaltung vorausgesetzt. Damit der (gemeinsame) Urlaub gelingt, müssen im Vorhinein drei zentrale Punkte geklärt werden: Konstellation, Organisation und Destination.
Wer fährt mit?
Gemeinsam mit den Eltern, im Rahmen einer Jugendreise oder ohne Aufsicht mit Freunden? Bei der Beantwortung dieser Frage spielt das Alter des Kindes oftmals die entscheidende Rolle. Jugendherbergen nehmen minderjährige Alleinreisende ab 14 Jahren auf, Hotels meist ab 16 Jahren – in jedem Fall aber nicht ohne schriftliche Einverständniserklärung der Eltern.
© New Africa/AdobeStock
Aktivurlaub
Die Voraussetzung für die Teilnahme an Jugendreisen und Sportcamps ohne elterliche Begleitung ist ebenfalls ein Mindestalter, das je nach Anbieter und Programm zwischen 6 und 12 Jahren liegt. Reisen sind für Jugendliche ein wichtiger Faktor in der Persönlichkeitsentwicklung in einer lebensprägenden Zeit, umso mehr, wenn sie im Kreise Gleichaltriger unterwegs sind. Einige Reiseanbieter haben sich auf genau diese Zielgruppe spezialisiert.
Aktivitäten: Neben Party- und Sprachreisen sind Sport- und Aktivurlaube das dritte Standbein vieler Anbieter für Jugendreisen. Hoch im Kurs stehen Ballsportarten, Reit-, Wasser- und Wintersport. Ebenfalls beliebt: Abenteuerreisen mit einem Mix aus Aktivitäten und Outdoor-Erlebnissen.
Ziele: Ohne Wasser nix los! Viele Sport- und Aktivreisen für Jugendliche führen ans Meer. Meist geht es in den sonnenverwöhnten Mittelmeerraum, aber auch Frankreichs Atlantikküste und die kargen Schären Schwedens stehen auf dem Programm.
Kosten: Die sieben- bis zehntägigen Programme startet in der Regel bei rund 500 Euro inklusive Vollverpflegung, An- und Abreise. Zu beachten sind Extrakosten für bestimmte Aktivitäten vor Ort oder eine komfortablere Unterbringung. Sparpotenzial bieten frühzeitige Buchungen und Verlängerungswochen.
Alleine organisieren oder mit Hilfe?
Die schönste und intensivste Zeit des Jahres wollen Eltern aber oftmals lieber gemeinsam mit ihren Kindern verbringen. Ist die Entscheidung für eine Reise im Familienkreis gefallen, stellt sich im nächsten Schritt die Frage nach der Organisation. Die Organisation in Eigenregie bietet den Vorteil, alle Bausteine – von der Anreise über die Unterkunft, Verpflegung und Aktivitäten bis zur Abreise – den eigenen, individuellen Bedürfnissen entsprechend gestalten zu können.
©kasto/AdobeStock
Aktivurlaub
Diesem Baukasten-Prinzip versuchen auch die Veranstalter mehr und mehr zu entsprechen. Innerhalb der umfassenden Programme kann nicht mehr nur nach Reisedaten, Urlaubsziel und Aktivitäten gefiltert werden. Je nach Auswahl können auch der Unterkunftstyp und die Verpflegungsform nach Belieben angepasst werden. Das erleichtert nicht nur die Planung und Vorbereitung der Reise. Vor Ort werden meist weitere Annehmlichkeiten geboten, vom Ausrüstungsverleih, über eigene Sport- und Freizeitanlagen bis hin zur Kinderbetreuung, die den Eltern eine wohlverdiente Verschnaufpause einräumt. In den Familien-, Sport- und Aktivhotels finden die jungen Sportler:innen schnell Gleichgesinnte.
Finden, was zu uns passt
Fündig werdet ihr sowohl bei Veranstaltern für Sport- als auch Familienreisen, die zum Teil eigene Clubs und Camps in ganz Europa betreiben. Ebenfalls beliebt sind geführte Mehrtageswanderungen, zum Beispiel über die Alpen oder in tierischer Begleitung eines Esels oder Pferdes. Neben reinen Aktivurlauben werden aber auch sportliche Begleitprogramme geboten. Wer im Urlaub ein Höchstmaß an Flexibilität genießen und zunächst lieber verschiedene Aktivitäten ausprobieren will, ist hier genau richtig.
Wo gehts hin?
Berge oder Meer? Die Frage nach dem Reiseziel ist eng an die bevorzugten Aktivitäten geknüpft. Dabei muss die Familienreise nicht zum Anti-Alltag werden, sondern kann auch die Lieblingsbeschäftigungen der Kinder in den Mittelpunkt rücken.
© sandsun/AdobeStock
Aktivurlaub
Das Spektrum an Aktivitäten steht dem der Destinationen in nichts nach. Trendsportarten wie Bouldern und Stand-Up-Paddeling machen in ihrer natürlichen Kulisse gleich noch mehr Spaß, sind leicht zu erlernen und versprechen abwechslungsreiche Stunden. Rad- und Wandertouren füllen hingegen ganze Tage oder Urlaube. Hier einige Ideen:
Deutschland ist das Land der Fern- und Flussradwege und das Fahrrad bei Kindern und Jugendlichen ein Dauerbrenner. Der Ruhrtalradweg führt über 240 Kilometer von seiner Quelle in Winterberg entlang vieler Badestellen stromabwärts zu seiner Mündung nach Duisburg. Die Wege sind überwiegend autofrei und gut beschildert. Zum Ausgangspunkt geht es in wenigen Stunden mit der Bahn. Die Jugendherbergen in Winterberg und Hagen sind familiengerechte Stützpunkte entlang der Route. Alternativ: Radwege entlang von Rhein, Donau, Elbe, Ems und Co.
Keine fünf Flugstunden von Deutschland entfernt liegen die Azoren mitten im Atlantik. Wer Berge und Meer mit einer Vielzahl an Aktivitäten auf engstem Raum verbinden möchte, aber vor Fernreisen mit dem Nachwuchs noch zurückschreckt, ist hier genau richtig. Schwimmen, Schnorcheln, Segeln, Kanufahren, Wasserski, Surfen und Wandern sind nur einige der möglichen Aktivitäten. Vor spektakulärer Kulisse gibt es jede Menge zu entdecken und erleben: Vulkane, Regenwälder, Wale und Delfine.
Serfaus-Fiss-Ladis ist sommers wie winters der Inbegriff für aktiven Familienurlaub. Die Attraktionsdichte ist so hoch wie nirgendwo sonst, die Bedürfnisse von Familien bis ins letzte Detail mitgedacht. Auf den Spuren von Murmli & Berta kommt auch der Nachwuchs ins Wanderfieber. Diese Themenwege hat Österreichs bekanntester Kinderbuchautor Thomas Brezina konzipiert.