Nach der Einschulung kommen auf Kinder jede Menge neue Herausforderungen zu – in den meisten Fällen auch ein neuer Schulweg. Wie können Eltern sie darauf vorbereiten und unterstützen?
Übt den Schulweg schon in den Ferien gemeinsam
Übt rechtzeitig vor dem ersten Schultag den Schulweg, und zwar den Hinweg genauso wie den Rückweg. Und denkt daran: Nicht immer ist der kürzeste Weg auch der sicherste Weg. Kleine Umwege bringen manchmal einen großen Sicherheitsgewinn. Geht euren gewählten Weg zu den normalen Schulbeginn- und Schulende-Zeiten, damit ihr seht, was dann auf den Straßen los ist. Wo ist viel Verkehr? Wo wird Ware angeliefert? Ihr könnt ja eine kleine Entdeckungsreise daraus machen, nach möglichen Gefahrenstellen suchen, sie fotografieren und darüber sprechen. Ihr könnt auch auf falsches Verhalten anderer Verkehrsteilehmenden aufmerksam machen und darüber reden. Dabei ist wichtig, das Kind nicht mit Infos zu überfrachten und alles gleichzeitig zu zeigen und zu erklären. Geht Schritt für Schritt vor und ritualisiert vielleicht die eine oder andere Station unterwegs: Am Zebrastreifen immer gemeinsam zuerst nach rechts, dann nach Links schauen. An der Litfaßsäule immer an die Radfahrenden denken, die man an dieser Stelle erst sehr spät sehen kann ... usw.
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Die größte Gefahrenstelle für Kinder, die zu Fuß zur Schule gehen, ist das Überqueren einer Fahrbahn. Deshalb sollten Straßen wenn möglich nur an Ampeln und Fußgängerüberwegen überquert werden. An Zebrastreifen und auf Verkehrsinseln sollten Kinder Blickkontakt zu den Autofahrer:innen herstellen und deutlich zeigen, dass sie die Fahrbahn überqueren möchten.
Interessant: Kinder gehen bis zum siebten Lebensjahr davon aus, dass Autofahrer:innen sie immer sehen, wenn sie selbst das Auto sehen können.
Macht einen Schulwegeplan
Unübersichtliche Kreuzungen, Ampeln mit langer Wartezeit oder sehr schmale Gehwege bergen Risiken für Schüler:innen. Ein Schulwegeplan hilft, in solchen Fällen die Sicherheit der Kinder zu verbessern. Der Schulwegeplan ist eine Karte, die die Umgebung der Schule inklusive ihrer Gefahrenstellen und alternativer, besserer Routen vom Wohnort zur Schule zeigt. Die Stadt Mainz beispielsweise bietet in ihrem komplexen Geoinformationssystem zu jeder Grundschule im Stadtgebiet einen Schulwegeplan an. Auch Frankfurt hat einen solchen Service.
Der Leitfaden „Schulwegpläne leichtgemacht“ richtet sich an Eltern, Schulen, Kommunen, Polizei und alle, die einen Schulwegplan fertigen wollen. Er enthält wichtige Informationen und nützliche Quellen, um einen guten Schulwegplan mit vertretbarem Aufwand selbst erstellen zu können. Den Leitfaden gibt es kostenfrei als PDF zum Download oder in gedruckter Form bei der Bundesanstalt für Straßenwesen.
Nichts geht über Sichtbarkeit
Dunkelheit und schlechtes Wetter erschweren allen Verkehrsteilnehmer:innen erheblich die Sicht. Deshalb sind Kinder auch dann stärker gefährdet, wenn sie sich richtig verhalten. Damit dein Kind schon von weitem gut gesehen werden kann, sollte es helle Kleidung und einen Schulranzen aus reflektierendem Material tragen. Reflektoren, die man an der Kleidung befestigen kann, erhöhen die Sicherheit zusätzlich.
Mit Ablenkungen umgehen lernen
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Auf der Straße ist viel los, kleine Gefahren auf dem Schulweg gibt es hier und da. Leute gehen in unterschiedlichem Tempo kreuz und quer, treppauf und treppab. Radfahrende sind mal schnell, mal langsam unterwegs, Einfahrten erlauben Autos und Lieferfahrzeugen, über den Gehweg zu fahren, Baustellen kommen und verschwinden wieder, Freund:innen winken von der anderen Straßenseite ... eine große Herausforderung und ein Lernprozess, mit dieser Flut von Eindrücken und Informationen umzugehen.
Bildet einen „Walking Bus"
Eltern-Taxis sind ein Verkehrsproblem. Auch andere Länder kennen das Problem mit den Eltern-Taxis. So entstand in England die Idee des Walking Bus, dem Bus auf Beinen. Bei diesem tollen Modell wird eine Gruppe von Kindern durch Erwachsene sicher zur Schule geleitet. Und wie funktioniert ein solcher „Bus auf Beinen"? Ein begleitender Erwachsener bildet das „Buspersonal". Er läuft zu Fuß nacheinander vorher definierte Haltestellen ab. Diese sind mit einem Haltestellenschild markiert. Die Kinder „steigen" dort ein und laufen sicher betreut im Verbund der Gruppe bis zur Endstation Schuleingang. Auf dem Rückweg nach Hause wiederholt sich das Ganze, nur umgekehrt. An den Haltestellen werden die Kinder von ihren Eltern in Empfang genommen.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Schulweg macht in Gemeinschaft mehr Spaß, der Walking Bus bläst keine Abgase in die Luft und er bringt Sicherheit. Die Kinder üben durch Beobachten, Lernen, Erfragen und Erklären sicheres Verkehrsverhalten und können abwechselnd kleinere Aufgaben des Busfahrers übernehmen. Außerdem kostet er nichts. Den Eltern beschert er Entspannung im morgendlichen Zeitmanagement. Außerdem bringt er eine Extraportion körperliche und soziale Aktivität. Die Kinder tauschen sich bereits vor der ersten Schulstunde aus und befinden sich in einer wachen Wohlspannung, wenn sie die Klassenräume betreten. Zusammen mit Freund:innen macht der Schulweg einfach mehr Spaß.
Weiterführende Informationen und viele Ideen zum Thema bieten der Verkehrsclub Deutschland und das Deutsche Kinderhilfswerk mit der Aktion „Zu Fuß zur Schule“. Rund um den 22. September – der jedes Jahr der „Zu Fuß zur Schule“-Tag ist – finden an Kitas und Grundschulen im ganzen Land Veranstaltungen statt, die Kinder für den Straßenverkehr fit machen wollen und gleichzeitig auf die besonderen Bedürfnisse von Kindern aufmerksam machen.
Auch spannend: Der FUSS e.V. ist der Fachverband für Fußverkehr Deutschland und macht sich stark für eine fußgängerzentrierte Verkehrspolitik. Wo sich Fußgänger:innen sicher bewegen können, da sind auch alle anderen Verkehrsteilnehmer:innen gut aufgehoben.
Mit dem Schulbus zur Schule
Wenn ein Schulbus zur Schule fährt, solltest du dein Kind in der ersten Zeit zur Haltestelle begleiten und es auch wieder abholen. Achte darauf, rechtzeitig an der Haltestelle zu sein, damit ihr nicht unter Zeitdruck durch den Straßenverkehr rennen müsst. Auch später, wenn dein Kind allein zur Haltestelle geht, solltet ihr immer genug Zeit für den Weg einplanen. An der Haltestelle muss dein Kind auf den Bus warten. Dabei ist es wichtig, auf den Straßenverkehr an der Haltestelle zu achten – auch wenn vielleicht Ablenkung durch Freund:innen da ist. Oberste Regel: Kein Drängeln, kein Schubsen, keine Kämpfe ... auch nicht aus Spaß! An den Bus darf man erst herantreten, wenn er steht und die Tür geöffnet hat. Und nach dem Aussteigen soll man warten, bis der Bus weitergefahren ist, bevor man die Fahrbahn überquert.
Mit dem Rad zur Schule
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Verkehrspädagog:innen empfehlen, Kinder frühestens im dritten oder vierten Schuljahr mit dem Fahrrad zur Schule fahren zu lassen. Auch wenn dein Kind schon sehr gut radeln kann und ihr viel mit dem Rad unterwegs seid, so ist es allein oder auch mit anderen Kindern im Straßenverkehr überfordert.
Last but not least: Sei ein Vorbild
Du kannst nicht von deinem Kind erwarten, dass es sich an Verkehrsregeln hält, wenn du selber über rote Ampeln gehst, dich auf den Behindertenparkplatz stellst oder in zweiter Reihe parkst, weil du nur mal schnell einen Brief in den Kasten werfen willst. Dein Kind lernt von dir, also lebe ihm das richtige Verhalten vor.