Das liebe Geld. Steigende Energiepreise und Lebenshaltungskosten machen es derzeit nicht unbedingt zum Herzensthema. Doch gerade, weil sich der Ölpreis verdoppelt hat und selbst unser Butterbrot zum Luxus wird, sollten wir den Blick auf unsere Finanzen richten und damit auch auf die Finanzerziehung unserer Kinder. Je früher sie den richtigen Umgang mit Geld erlernen, desto fitter sind sie später, wenn sie auf eigenen Füßen stehen.
Tatsächlich ist es vor allem Sache der Eltern, ihren Nachwuchs zu bedachten Konsument:innen zu erziehen. Denn die Finanzbildung läuft in deutschen Schulen immer noch auf Sparflamme. Und da Menschen in der Regel kein naturgegebenes Gespür für Geldangelegenheiten haben, müssen sie es sich aneignen. Die gute Nachricht: Es sind keine Vorträge am Flipchart à la Peter Zwegat notwendig. Finanzerziehung lässt sich wunderbar in den normalen Alltag integrieren.
Vieles läuft dabei über Nachahmung. Schon die Kleinen beobachten, wie Erwachsene Brötchen beim Bäcker kaufen. Sie sehen, dass ihre Eltern etwas über die Ladentheke reichen, bevor sie die Tüte entgegennehmen und spielen solche Szenen im Kaufladen nach. „Den Tauschhandel verinnerlichen Kinder schnell und lernen dann nach und nach, ob das Geben und Nehmen gerecht abläuft“, sagt Alexandra Langmeyer, Leiterin der Fachgruppe „Lebenslagen und Lebenswelten von Kindern“ am Deutschen Jugendinstitut.
Taschengeld ermöglicht erste Erfahrungen
Die Pädagogin befasst sich seit vielen Jahren mit dem Thema Kinder und Finanzen. Im Auftrag des Beratungsdienstes „Geld und Haushalt“ der Beratungsdienst der Sparkassen-Finanzgruppe hat ihre Fachgruppe vor einigen Jahren eine Expertise zum Thema „Taschengeld“ durchgeführt und gibt seither regelmäßig Empfehlungen zum Taschengeld heraus. „Mit fünf oder sechs Jahren ist das Zahlenverständnis bei Kindern schon so gut entwickelt, dass sie ein kleines Taschengeld erhalten können, um erste Erfahrungen mit eigenen Einkäufen zu sammeln“, sagt Langmeyer.
In diesem Alter sollte man ihnen 50 Cent bis 1,50 Euro im Wochentakt auszahlen. Mit zehn Jahren kann man dann auf ein monatliches Taschengeld umstellen. So können die Kinder lernen, über einen längeren Zeitraum damit auszukommen. Der Satz liegt in diesem Alter bei 16,00 bis 18,50 Euro. „Wichtiger als die Höhe des Taschengeldes ist, dass das Geld regelmäßig ausgegeben wird, damit die Kinder sich darauf verlassen und mit dem Geld kalkulieren können. Aus diesem Grund sollte man auch nicht zur Strafe das Taschengeld kürzen.“
Einige Kinder sind sparsam, andere hauen ihre Euros gleich auf den Kopf. „Wichtig ist, dass die Eltern kein Geld nachsteuern, wenn die Taschen dann leer sind.“ Was die Kinder von ihrem Taschengeld kaufen ist übrigens ihre Sache, auch wenn es Eltern manchmal schwer fällt zuzusehen, wenn alles für Süßigkeiten oder billiges Plastikspielzeug draufgeht. Dass es sich lohnen kann, etwas länger für wertigere Dinge zu sparen, wird spätestens dann zur Erkenntnis, wenn das neue Billigteil nach ein paar Tagen kaputt in der Ecke liegt. „Man kann das zum Anlass nehmen, um mit den Kindern über den Wert von Waren und über Nachhaltigkeit zu sprechen“, schlägt Langmeyer vor. Zum Beispiel bei einem Flohmarktbesuch, wo sie begehrte Spielsachen für kleineres Geld erhalten als im Laden.
Kinder über die Schulter schauen lassen
Wir Eltern haben beim Geldausgeben eine wichtige Vorbildfunktion. Dass die Kinder uns sehr genau auf die Finger gucken, kann man sich bei der Finanzerziehung zu Nutze machen, etwa indem wir ein Haushaltsbuch führen und die Kids dabei über die Schulter schauen lassen. Ab dem höheren Grundschulalter bekommen sie langsam ein Gespür dafür, was das alltägliche Leben kostet – eine gute Zeit, darüber zu sprechen, wie wir unser Geld verdienen. „Früher kam man mit der Lohntüte nach Hause, heute läuft alles digital ab und bleibt für die Kinder unsichtbar. Deshalb ist es hilfreich, ihnen einen Einblick in die Einkünfte und Ausgaben zu geben.“
Im Grundschulalter beginnen Kinder auch damit, sich gelegentlich etwas dazuzuverdienen, zum Beispiel, indem sie zu Hause besondere Arbeiten übernehmen. „Alltägliche Hilfen im Haushalt sollten nicht vergütet werden, aber wenn sie etwas Größeres erledigen, kann es dafür ruhig ein paar Euros geben“, sagt Langmeyer. Bei der Frage, ob man gute Noten monetär belohnen sollte, scheiden sich die Geister. „Manche Kinder mag das zum Lernen motivieren. Wenn die Noten aber nicht so gut ausfallen, könnte es sie doppelt frustrieren.“
Auch ein eigener Flohmarktstand kann die Kasse auffüllen. Bei höheren Gewinnen sollte ein Teil aufs Konto wandern, so wie bei Geldgeschenken. „Ein paar Euro von der Oma dürfen Kinder gerne behalten. Weicht der Betrag sehr vom Taschengeld ab, hat sich die Ein-Drittel-Regelung bewährt“, erklärt Langmeyer. Dabei darf ein Teil gleich ausgegeben werden, ein Teil wird für etwas Größeres gespart und ein Teil längerfristig angelegt. Zum Beispiel in einem Fondssparplan. Diese Art der Anlage bleibt zunächst Aufgabe der Eltern. „Für Kinder sind solche Wertanlagen noch schwer verständlich.“
Vom Sparbuch zum Girokonto
Und das gute alte Sparbuch? „Auch wenn es keine Gewinne bringt, kann es durchaus sinnvoll sein, kleine Beträge regelmäßig zur Bank zu bringen“, sagt die Expertin. Denn dort erleben sich die Kinder als Kunden, ergattern bei der Einzahlung einen Sticker und am traditionellen Weltspartag auch ein größeres Geschenk, wenn sie ihr Erspartes vorbeibringen. An diesem Tag bietet sich auch die Möglichkeit, einen ganzen Beutel Münzen kostenlos einzuzahlen. Die meisten Banken nehmen dafür heute eine Gebühr.
Gebührenfrei sind dagegen immer noch viele Girokonten für Kinder. Schon ab dem siebten Lebensjahr dürfen sie mit eigener Karte am Automaten Geld einzahlen oder abheben und Kontoauszüge ausdrucken. Mit Zwölf kann das Konto dann auf ein Taschengeld- oder Jugendkonto umgestellt werden. Bei älteren Kindern bietet sich eine Guthaben-Girokarte zum Bezahlen oder eine Prepaid-Kreditkarte für App-Käufe an. Beide können sie nutzen, ohne dass ihr Konto ins Minus gerät.
Finanzerziehung kann sehr vielseitig sein und durchaus Spaß machen. Je häufiger und je selbstverständlicher man das Thema in den Alltag integriert, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass der Nachwuchs ein gesundes Verhältnis zu Geld entwickelt und auch in Zukunft maßvoll damit umgeht.
Alexandra Langmeyer ist Leiterin der Fachgruppe „Lebenslagen und Lebenswelten von Kindern“ am Deutschen Jugendinstitut.
Tipps für die Finanzerziehung
Wieviel Taschengeld richtig ist, zeigt die Taschengeldtabelle des Deutschen Jugendinstituts
Apps:
„Budget+plus“ von der Stiftung Verbraucherzentrale gibt Kindern einen Überblick über ihr Budget. Ab 4 Jahren.
„KNAX-Taschengeld-App“ vom Deutschen Sparkassenverband hilft Eltern das Taschengeld zu organisieren und lehrt spielerisch den Umgang mit Geld. Ab 4 Jahren.
Bücher:
„Monkee. Dem Geld auf der Spur“. Wimmelbuch für Kinder ab 3 Jahren. Von Martin Granig und Amber Catford, Monkee GmbH, Okt 2021
„Mein Geld, dein Geld: Von Mäusen, Kröten und Moneten“. Von Mike Schäfer und Meike Töpperwien. Für Kinder von 7 bis 9 Jahren, Beltz & Gelberg, Aug 2020
Spiel:
„Rund ums Taschengeld - Spielen und Lernen für Kinder“. Lernspiel für Kinder von 6 bis 10 Jahren. Ravensburger