Fernreisen bieten einen Blick in andere Kulturen, konfrontieren mit den eigenen Vorurteilen und helfen dabei, weltoffener zu werden. Aber ist so eine Reise mit Baby überhaupt möglich? KUCKUCK-Autorin Svenja berichtet von ihren Erfahrungen und liefert euch hilfreiche Tipps für eure eigene Fernreise mit Baby.
Die letzte Reise, die mein Mann Nils und ich außerhalb von Europa unternommen haben, ist mittlerweile elf Jahre her. Recht unvermittelt packte uns vor einigen Monaten das Fernweh. „Aber wir haben ja ein Baby, also geht das nicht“, war mein erster Gedanke. Und trotzdem haben wir uns in den Flieger nach Mittelamerika gesetzt und es entgegen meiner Befürchtungen kein bisschen bereut – im Gegenteil.
Fernreise mit Baby: Ängste und Sorgen
Ich muss gestehen, am Anfang hatte ich ziemlich große Angst davor, eine Fernreise mit Baby zu machen. Ich hatte Angst, unser Geld aus dem Fenster zu werfen, weil ein solches Vorhaben mit Baby nicht funktionieren würde. In meiner Vorstellung steckten wir mit schreiendem Kind am anderen Ende der Welt fest und warteten auf den nächstmöglichen Rückflug.
Ich hatte Angst, dass wir unseren Sohn in Gefahr bringen würden. Angst vor Krankheiten, Sonnenbrand und Moskitostichen, die meinem Baby schaden könnten, außerdem vor Diebstahl und davor, als Mutter zu versagen. Ich habe allerdings das Glück, einen Mann an meiner Seite zu haben, der all diese Ängste nicht hat. Nils war vollkommen entspannt und zuversichtlich. Und er hat es geschafft, mich von einer Reise nach Belize zu überzeugen und die Weltentdeckerin in mir wiederzufinden.
Zwar sind ein paar meiner Ängste tatsächlich eingetreten: Wir hatten alle mal Sonnenbrand, jeder ein paar Moskitostiche, Nils hatte eine Lebensmittelvergiftung und ich verlor unsere Kreditkarte. Wir hatten es mit Kakerlaken, Kriebelmücken und Krebsen zu tun und zu Beginn mit einem nicht zu verleugnenden Kulturschock. Aber wer mit all dem die wenigsten Probleme hatte, war unser Sohn. Ole ging es einfach gut. Im Nachhinein kann ich sagen: Fernreisen mit Baby, na klar, das geht. Wenn man ein paar Dinge beachtet und vorbereitet, dann ist das auch gar nicht so schwer.
Dreh- und Angelpunkt: die eigene Einstellung
Das Wichtigste für eine Fernreise mit Baby ist meines Erachtens die eigene Einstellung. Nils und ich hatten Lust, die Welt zu entdecken und gemeinsam mit unserem Kind Abenteuer zu erleben. Dass es am Ende so gut funktioniert hat, lag mit Sicherheit auch daran, dass wir zuversichtlich und recht entspannt waren – auch mit Ole. Wir haben vieles einfach ausprobiert und darauf vertraut, dass er sich melden wird, wenn für ihn etwas nicht geht.
© Svenja Kretschmer
Erkunden mit dem Baby in der Trage
Der Flug: Umgang mit Ohrendruck
Das erste Abenteuer einer Fernreise und der größte Unterschied zum „normalen“ Reise ist der Flug. Das Wichtigste ist meines Erachtens, während des Starts und der Landung zu stillen oder zu füttern. Die Bewegung des Kiefers hilft – ähnlich wie Kaugummikauen und Gähnen – den Ohrendruck zu regulieren. Zusätzlich haben wir Ohrstöpsel für Kinder gekauft, die den Druck abbauen.
In manchen Flugzeugen gibt es Bettchen, sogenannte Bassinets. Nachfragen lohnt sich. Selbst wenn es das nicht geben sollte, ist das Flugpersonal interessiert daran, jungen Eltern bestmöglich zu helfen.
Die erste Reise mit Baby bedarf Vorbereitung. Ich habe mir im Vorhinein Tipps von anderen Eltern eingeholt, die bereits ähnliche Reisen mit Kindern in dem Alter unternommen und gute Erfahrungen damit gemacht haben. Durch die gute Vorbereitung konnte ich entspannter in die Reise starten.
Die folgenden Punkte waren für uns hilfreich – natürlich hängt manches vom Klima des Reiselandes sowie vom Alter und der Persönlichkeit von Kind und Eltern ab.
- Reisepass
- Kinderwagen
- Sonnenschutz
- UV-Schutzanzug
- Trage
- Langärmlige Babykleidung
- Sonnencreme
- Digitaler Speicherplatz
- Babynahrung
- Reisekissen
Mobilität: vor Ort unterwegs
Unsere Reise in Belize war sehr vielseitig, was die Mobilität betrifft. Wir waren mit dem Taxi unterwegs, mit dem Fahrrad, mit Golfautos, Booten, Fähren und Mietautos. Alles hat mit Ole ohne Probleme geklappt. Die unkomplizierteste Art zu Reisen war für uns als Familie das Mietauto. Bei der Fahrt ist Ole immer schnell eingeschlafen und war bei unseren Ausflügen ausgeschlafen. Wir waren unabhängig und hatten unsere Sachen immer bei uns.
Kindersitz im Auto
In anderen Ländern gibt es nicht nur andere Sitten, sondern auch andere Verkehrsregeln. So gibt es in Belize zum Beispiel keine Kindersitzpflicht und dementsprechend bei der Autovermietung oder bei Taxiunternehmen keine Kindersitze zum Mieten. Babys fahren dort im Auto noch auf dem Schoß mit. Da der Verkehr in Belize gleichzeitig deutlich moderater ist als in Deutschland, war das für uns kein Problem. Wer das jedoch nicht möchte, sollte vorher recherchieren und gegebenenfalls einen Kindersitz mitbringen.
© Svenja Kretschmer
Ausflug zu Maya Ruinen
Mein Fazit
Natürlich ist das Reisen mit einem Baby anders als zu zweit – so wie sich eben das gesamte Leben durch ein Baby verändert. Aber wenn ihr euch darauf einstellt, dann funktioniert vieles mit Baby: Wanderungen im Dschungel, Ausflüge zu Maya Ruinen und Nationalparks. Das Babyalter bringt viele Vorteile mit sich für das Reisen: Ihr seid noch nicht an die Schulferien gebunden, könnt das Kind unkompliziert tragen und schieben und wenn ihr noch stillt, seid ihr komplett unabhängig von Lebensmitteln und Küchen vor Ort.
Reiseapotheke, Impfungen und Co.
Um meinen Ängsten entgegenzuwirken, bereitete ich mich auf mögliche Notsituationen vor. Ich nahm an einem Erste-Hilfe-Kurs für Säuglinge teil und sprach mit unserer Kinderärztin über die Reise. Welche Impfungen für das Alter und den Impfstatus eures Kindes und euer Reiseland wichtig sein könnten, erfragt ihr am besten bei eurem Kinderarzt oder eurer Kinderärztin. Erste Informationen findet ihr zudem bei Kinder- & Jugenärzte im Netz.
Nach meinen Gesprächen und Recherchen stellte ich unsere Reiseapotheke folgendermaßen zusammen:
- U-Heft (in Kopie)
- Krankenkassenkarte
- Zettel mit wichtigen Telefonnummern wie die des internationaler Notrufs (911), der Giftzentrale in Bonn (0228 – 192 40), unserer Kinderärztin und Reiseversicherung
- Wundsalbe
- Fieberthermometer
- Pflaster, Verbandszeug und Desinfektionsmittel
- altersgerechtes fiebersenkendes Mittel (Zäpfchen)
- Klistiere gegen Verstopfung
- verschiedene homöopathische Mittel (bei Grummeln im Bauch, leichtem Fieber, Husten oder beginnendem Infekt)
- Zahnungskügelchen
- Zeckenzange
- Giftsauger bei Wespen- oder Moskitostichen. Diesen habe ich aus dem Zylinder einer handelsüblichen Spritze selbstgebaut, indem ich den oberen Teil abgeschnitten habe.
- beruhigende Salbe bei Stichen, Sonnenbrand und Verbrennungen