Sie leitet die Geburt und ist sowohl in der Schwangerschaft als auch im Wochenbett für Eltern und Kind da. Die Hebamme ist die erste Ansprechpartnerin werdender Eltern. Was sie leistet und wie du die Richtige findest ...
Jede Frau hat bereits in ihrer Schwangerschaft und auch nach der Geburt einen gesetzlichen Anspruch auf Hebammenhilfe. Die Hebamme darf „offiziell“ die Schwangerschaft fest- und den Mutterpass ausstellen. Sie kann alle Vorsorgeuntersuchungen, abgesehen vom Ultraschall, durchführen. Während der Schwangerschaft ist sie bei Problemen und Beschwerden erste Ansprechperson, berät und gibt Hilfestellung – viele bieten auch Geburtsvorbereitungskurse an.
Geburt ohne Hebamme? Das Gesetz sagt: Nein!
Bei Geburten in der Klinik arbeiten Hebammen und Ärzt:innen Hand in Hand, wobei Mediziner:innen meist erst hinzugezogen werden, „wenn’s richtig losgeht“. Denn Hebammen dürfen eine Geburt alleine begleiten, solange keine medizinischen Komplikationen auftreten. Ärzt:innen hingegen sind gesetzlich dazu verpflichtet, bei einer Geburt eine Hebamme hinzuzuziehen. Im Geburtshaus oder bei einer Hausgeburt trägt die Hebamme die Verantwortung allein.
Ratgeberin im Wochenbett
Auch nach der Geburt unterstützt die Hebamme Mutter und Kind. Sie kommt am Anfang täglich nach Hause und hilft bei alltäglichen Fragen. Wie schläft das Baby? Trinkt es genug? Wenn gewünscht, berät sie auch zum Stillen und gibt gute Tipps bei möglichen Problemen wie wunden Brustwarzen oder Milchstau. Außerdem achtet sie darauf, dass die Mutter sich erholt und das Kind sich gut entwickelt. Sie kontrolliert die Rückbildung der Gebärmutter und versorgt gegebenenfalls den Nabel des Babys. Häufig bieten Hebammen Rückbildungskurse an.
Wo arbeiten Hebammen?
Die Arbeitsorte und -verhältnisse von Hebammen sind unterschiedlich: Fest angestellte Klinikhebammen führen in Krankenhäusern Entbindungen durch. Niedergelassene Hebammen können mit oder ohne Hebammenpraxis Vorsorge und Wochenbettbetreuung anbieten sowie auf freiberuflicher Basis Geburtshilfe in Kliniken, Geburtshäusern oder zu Hause anbieten.
Rar gesät: Beleghebammen
Beleghebammen arbeiten freiberuflich und bieten Geburtshilfe im Rahmen eines 1:1-Verhältnisses in Kliniken an. Vorteil: Sie sind eine echte „Allrounderin“ und versorgen die Schwangere vor, während sowie nach der Geburt. Für die Geburt berechnen sie eine Rufbereitschaftspauschale im mittleren dreistelligen Bereich, die nur von wenigen privaten Versicherungen übernommen wird. Die Nachfrage nach Beleghebammen ist hoch, das Angebot allerdings niedrig. Denn die Kosten der Versicherung für geburtshilfliche Schäden sind in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen, sodass immer weniger freiberuflich arbeitende Hebammen Geburtsbegleitung in Kliniken, zu Hause oder in Geburtshäusern anbieten. Wer also eine Hausgeburt oder eine Entbindung mit einer Beleghebamme anstrebt, sollte sich so früh wie möglich auf die Suche begeben – leider bedeutet aber auch, nicht immer, tatsächlich eine Beleghebamme zu finden.
Zum Nachlesen
Johanna Vlk ist Hebamme, hat über 4000 Geburten begleitet und die angstnehmende FEARLESS-Methode der Geburtsbegleitung entwickelt. Um diese Methode allen Frauen niedrigschwellig zu vermitteln, hat sie zusammen mit Diplom-Biologin Dr. Nina Jährling das Buch „Selbstbestimmte Geburt ohne Angst“ veröffentlicht – mit fundierten Informationen und vielen praktischen Übungen zur Geburtsvorbereitung.
Selbstbestimmte Geburt ohne Angst, Johanna Vlk, Dr. Nina Jährling, Trias Verlag, 2021, Euro 19,99
Tipp: Hebammenkreißsaal
Hebammenkreißsäle werden von Hebammen geleitet und ermöglichen eine natürliche und selbstbestimmte Geburt. Ärzt:innen werden nur im Notfall hinzugezogen. In Rhein-Main-Gebiet hat das St. Josefs-Hospital in Wiesbaden einen Hebammenkreißsaal.
Mehr Infos gibt es beim Deutschen Hebammen Verband unter hebammenverband.de
Wie finde ich eine Hebamme?
Aufgrund des Hebammenmangels in Deutschland ist es schwierig, eine Hebamme zur Betreuung während der Schwangerschaft und im späteren Wochenbett zu finden. Am besten ist es, sich frühzeitig darum zu kümmern. Eine Anlaufstelle sind die Landesverbände des Deutschen Hebammen Verbands.
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Online-Plattformen und mehr
Auch der Deutsche Hebammenverband bietet mit der Online-Plattform www.ammely.de Hilfe bei der Suche nach einer Hebamme. Weitere Anlaufstellen, über die du fündig werden kannst, sind unter anderem der GKV-Spitzenverband, Krankenkassen, das zuständige Gesundheitsamt, Gynäkolog:innen, Hebammenpraxen, Geburtshäuser, Entbindungskliniken oder Familienbildungsstätten.
Und wenn ich keine Hebamme finde?
Viele Kliniken, Hebammenpraxen, Familienbildungsstätten und die Frühen Hilfen bieten regelmäßig Hebammensprechstunden an. Hebammen beantworten dabei Fragen, die vor und nach der Geburt auftauchen. Die Sprechstunden, aber auch andere Teile der Betreuung, finden zum Teil auch digital statt.
Was zahlt die Kasse?
Gut zu wissen: Im Rahmen der Hebammensuche wird nur ein persönliches Vorgespräch von der Krankenkasse übernommen! Jedes weitere Vorgespräch geht auf eigene Rechnung. Deshalb lohnt es sich, erste Fragen vorab am Telefon zu klären und erst danach ein Kennenlerntreffen zu vereinbaren – bei dem dann hoffentlich auch die Chemie stimmt. Grundsätzlich hat jede Schwangere ein Recht auf Hebammenhilfe. Deshalb werden Hebammenleistungen von der Krankenkasse bezahlt. Dazu gehören die Begleitung der Geburt, die Vor- und Nachsorge und die Wochenbettbetreuung.
In den ersten zehn Tagen nach der Geburt kommt die Hebamme einmal, in besonderen Fällen sogar zweimal pro Tag nach Hause. Bis dein Kind zwölf Wochen alt ist, steht es dir darüber hinaus zu, deine Hebamme 16 Mal um Rat und Hilfe zu bitten. Bei Stillproblemen oder Ernährungsproblemen in den weiteren Monaten darfst du anschließend noch achtmal Kontakt mit der Hebamme aufnehmen. Ärzt:innen können weitere Besuche verordnen. Auch ein von einer Hebamme geleiteter Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurs für die Mutter wird in der Regel von der Krankenkasse übernommen.